Ach du arme Qualle, isst du jetzt nur noch mehr Farfalle?
Larissa und Matthias, zw. Fribourg und Wien
Gerade muss man viel Zeit zu Hause verbringen.
Damit einem dabei die Decke nicht auf den Kopf fällt, könnte man sich ja ein wenig am Reimen erfreuen.
Zum Beispiel über Gegenstände, die man so im Zimmer findet, Sachen, die man zu Hause macht und Gedanken, die grade im Kopf herumflitzen.
ich könnte mich hier her hocken
und mit meinen drumsticks rocken
oder mich auch dorthin sitzen
und den dreck rausklauben aus den ritzen
oder auch beim blumentopf stehen
und der pflanze beim wachsen zusehen
ich könnte aber auch im sessel lehnen
und ganz einfach ganz lang gähnen
oder aber nur im bett herumliegen
und mich an die monster schmiegen
oder aber ich könnt auch zu dir gehen
und dir ein stück schokolade stehlen!
Lea, Wohnung
was du heut nicht kannst besorgen
das geht wahrscheinlich auch nicht morgen
Moundra, Wattens
Ich bin so ein Bösewicht
und leide unter Migräne
Ich schreibe täglich ein Gedicht
aus der Quarantäne
Vladimir, Novosibirsk
Alles ist so wie es ist,
wie es anders wäre, weiß man nicht,
denn dann wärs ja wie es ist,
und anders wärs dann nicht.
Wenn das Heute die Versprechen von gestern vergisst
und das stetig gewachsene Bild im Spiegel bricht,
plötzlich die Veränderung ins Auge sticht,
bin das noch ich?
Man weiß es nicht…
Lennart, Wien
Hoppala! Corona ´s da!
Oma Elfi, Opa Rudi, Wr. Neustadt
Gedichte schreiben geht auch ohne Quarantäne!
Schickt uns Eure Gedichte gerne weiterhin an Qua Qua Gedichte.
Endlich allein und nur bei dir
mein Klopapier
Die Rettung naht, nun ist sie hier
mein Klopapier
Vierlagig liegst du keck auf mir
mein Klopapier
Jetzt bau ich Schlösser mit dir, wie dolle,
für das Dach denk ich mir: noch ne Rolle!
Ich ziehe los, ich brauch mehr
ich brauche dich mein Klopapier, mein Klopapier
Florian, Gramatneusiedl
Seit Tagen sitz ich nur noch rum
Mein Rücken ist schon krumm
Spring auf und lauf zum Fenster
Fang ihn ein den Covid-Gangster
Pack ihn am Krawattl
Und steck ihn in ein Sackl
Und wenn er nix bekommt zum Essen
Wird er uns vergessen
Gaby
Für a Video wars schon zu spät
Drum hab i mi gsetzt aufs Rudergerät
Rausgehen is heut eh ned drin
Drum i lieber im Hausi bin.
Aber jetzt trink i an guaten Wein
Und machs mir auf der Couchi fein.
Marika, Wien
Hör ich da ein Kratzen in meinem Schlund? Bis eben war ich doch noch gesund.
Vielleicht fehlt auch nur der Lärm der Stadt, sie schläft,
der mich hypochondern lässt.
Ich hör ja jedes Tierchen quietschen, jedes Wölkchen rufen, vielleicht auch den Virus in meinem Halse grooven?
Mama sagt: »Mach dich nicht verrückt«
und damit hat sie auch Recht,
Ich glaub, das, was ich hörte war doch nur ein Specht.
Lennart, Wien
Ich sitze hier am Tisch,
und fühl mich wie ein Fisch.
ich schau aus dem Fenster raus,
und fühl mich wie die Maus.
Wenn ich allein über was lache,
dann fühl ich mich wie ein Affe.
Das Leben ist mal so mal so,
ich bin im Quarantäne-Zoo.
Sofia, Wohnung
Über allem liegt ein Schatten,
auf Stuhl, Tisch, Flieder und Krawatten,
Tag und Nacht als entfernte Bekannte,
deren Wechsel nur mehr die Uhr mir nannte,
Im Salon empfang ich Damen und Herren ohne Namen und Gesicht,
denn mit Verlaub, die gibt es nicht.
Ich wäre einsam wird mir gesagt, doch mit Verlaub, wer hat danach gefragt?
Was veranlasst dazu, dass ihr über mein Wohlbefinden tagt?
Ich sitz zwar hier für mich allein und schau griesgrämig drein,
doch Grund zur Sorge muss das lang nicht sein, denn ich reim.
Und Reim für Reim füllt sich der Raum
bis er vorbei ist dieser wilde Traum.
Von Krankheit und Isolation,
aber was erzähl ich dir mein Sohn,
dich gibt's ja nicht, du bist ja nur ein Reim,
in Wirklichkeit sitz ich ja hier allein.
Lennart, Wien
die henne, die heisst hanne
frisst neben der tenne, unter der tanne
Gerald
Den Specht im Wald haben wir gesehen,
falls der Mensch wird untergehen,
die Natur noch bleibt bestehen.
Larissa und Matthias zw. Fribourg und Wien
alle hasen ohne hosen
müssen rasen wegen der rosen
Gerald, Wien
Wir sind im Grunde alle verbunden
Die Kranken wie die Gesunden
Wenn wir es schaffen in Liebe zu leben
Dann wird es keine Trauer geben
Wir öffnen alle Fenster weit und singen
Bis in Freude unsre Herzen klingen
Darum geben wir den Reimstab jetzt weiter
Für viele Gedichte von komisch bis heiter
Anita, Wien
Gestern dacht ich schon die Muse küsst mich nicht,
heut denk ich auch ich hab sie schon vergrault,
lässt sie mich morgen auch im Stich,
wird’s brenzlig für meine Birne und sie fault.
Lennart, Wien
Ich glaubte mit mir selbst vollkommen im Reinen zu sein,
bis sich eine unerwartete Situation stellte ein.
Von einem Tag auf den anderen keine physischen Kontakte mehr,
meine Liebsten dabei vermisse ich so sehr.
Ich hatte immer das Gefühl, die Zeit verfliegt,
doch plötzlich Stillstand, Ruhe siegt.
Und da meldet sich der Verstand,
ist außer Rand und Band.
Warum ich dies und jenes davor hab‘ nicht gemacht,
warum ich mich in diese Lage hab‘ gebracht?
Allein in meiner Wohnung zu sein,
vielleicht, um dann vollkommen im Reinen mit mir zu sein.
Diese Krise birgt eine Chance in sich,
alte Schleier lüften sich.
Ängste dürfen alle gehen,
wenn es auch gilt, nochmals hinzusehen.
Sicherheit im Außen, die gibt es nicht,
das sieht man, wenn scheinbar alles zusammenbricht.
Doch was ist es wirklich, worum es geht,
wenn die Erde sich nach wie vor dreht?
Bisher haben wir Vieles für selbstverständlich genommen,
und plötzlich ist alles anders gekommen.
Auf einmal ist Zeit in sich zu kehren,
nachdem man fertig ist mit dem „Beschweren“.
In dieser Zeit nicht aufzugeben,
sondern herauszufinden, was man wirklich will im Leben.
Zu erkennen, was sich hinter den Emotionen verbirgt,
welche Kraft noch in uns wirkt.
Den Mut, die Kraft, die Freude auszupacken,
die Krise als Chance am Kopf zu packen.
Kreativität sprühen zu lassen,
sich selbst Gutes tun und sich immer wieder ans Herz zu fassen.
Und dabei zu spüren, dass man nie alleine ist,
sondern immer mit allen und allem verbunden ist.
Die Zeit mit sich vollkommen ins Reine zu kommen,
die habe ich jetzt angenommen.
Michaela, Wien
Seit Wochen trink ich rum.
Ich werde schon richtig dumm,
ich weiß nicht warum.
Warum wieder.
Ich sing nur noch Lieder.
Oliver, Wien
Die Krone zieht es nie aus,
ist kleiner als ne Laus.
Verbreitet aber Angst und Schrecken,
kommt durch alle Hecken.
Ist unser Kerkermeister,
sitzen zu Hause fest wie auf Kleister.
Es beherrscht die Welt,
will aber kein Geld.
Berge mit steilen Flanken,
viele gehen pleite, auch die Banken.
Hat geheime Waffen,
viele wenden sich und wir können nur gaffen.
Zuhause bleiben, Menschen meiden.
„Koste es was es wolle“,
spielt Kurz seine Rolle.
Jetzt muss ich beenden
Zwischen meinen eigenen vier Wänden
Florian 12, Dornbirn
Ich sitze im Haus und sehe schon eine Maus,
hinterher die Katze, die sie fasst mit ihre Tatze.
Mit der Zeit wird mir langsam fad
und mein Papa sitzt schon wieder am Rad.
Selbstverständlich fährt er nur im Haus,
denn wir dürfen ja nicht raus.
Wann ist das Ganze endlich um,
ich werde schon langsam dumm.
Vielleicht kauf ich mir einen Hund,
dann wird mein leben wieder bunt.
Thais, Wien
wir menschen sind wie riesen
verglichen mit diesen
winzig kleinen
aber fiesen viren
doch so winzig klein sie sind
machen sie uns leider krank
also, frau und mann und kind
ziehen wir an einem strang
wasser, seife und die hände
setzen diesem spuk ein ende
und bleibt jetzt ersteinmal zuhaus
so geht die sache besser aus
ja, das ganze ist nicht leicht
doch alle können helfen
und ganz besonders für den fleiß
von arzt, verkäufer, müllabfuhr
für die bravour rund um die uhr:
danke an euch menschen
wir riesen werden siegen
gegen diese viren
und wir freuen uns
schon auf den satz:
komm gehen wir zum spielplatz!
Tino, Burgenland
Seh dich nur platt und ohne Tiefe,
und als ob ich in die Leere riefe,
hallt deine Stimme seltsam fern,
das Ganze hier mag ich nicht gern.
Bin dankbar dir,
und warte hier,
darauf dich wieder voll zu sehen,
und mit dir durch die Welt zu gehen.
Valerie 28, Wien
Wir sind viel zu Haus
und gehen wenig raus.
Seit 9 Wochen online school,
wir springen lieber in den Pool.
In Deutschland sind auch die Schulen zu,
wir hoffen Corona ist vorbei im Nu.
Wir wünschen allen auf der Welt alles Gute,
vielleicht gibt es dann mittags eine Pute.
Leonie + Finn Pella, Peking
Die Stadt sagt Danke
Ihr bringt Hoffnung und Freude
So bleibt Wien leiwand
Stadt Wien
Ich schiebe hin ich schiebe her
Das Wörtermeer
Ich schiebe rauf, ich schiebe runter
Es wird immer bunter
Das hier gefällt mir nicht. Nein.
Das ist nicht fein.
Ich schiebe es hin, ich schiebe es her
Und kann nicht mehr...
Florian 12, Dornbirn
Corona, i hau da an owa!
Brauch di ned,
Bist so bled.
Eli Joe, Wien
Soziale Kontakte sind nun minimiert
Und kaum werden wir zum Lächeln animiert.
Soll man das Lachen nicht vergessen,
Sonst landen wir plötzlich im Frustessen.
Jetzt sitzen wir hier und schauen uns an –
Was die Welt so bieten kann...
K & M, 22,25, Wien
Wir alle haben momentan eines gemein,
Corona nimmt unsere Gedanken und unser Handeln ein.
Viele Menschen, die ihren Job verloren haben,
ganz egal wieviel Engagement sie zuvor in ihre Tätigkeit gaben.
Ein anderer Teil direkt an der Front stehend,
um ein bisschen Pause flehend.
Stille Helden, die plötzlich zum Vorschein kommen,
die Verkäuferin im Supermarkt von einem Tag auf den anderen wird wahrgenommen.
Mamis, die prompt zur Superheldin mutieren,
in Ihren vier Wänden zwischen Businessfrau, Mama, Lehrerin, Hausfrau und Psychologin jonglieren.
Jeder mit einer anderen Herausforderung versehen,
darf durch seine persönlichen Ängste gehen.
Denn egal, ob arbeitsmäßig ausgelastet oder eben nicht,
gehen wir nicht mit anderen ins Gericht.
Es herrscht Ausnahmezustand auf der ganzen Welt,
unser Konstrukt der Sicherheit zerfällt.
Wenn uns in der Stadt ein anderer begegnet,
sieht man einige mit geducktem Kopf aufpassend, dass es nicht Corona regnet.
Jeder plötzlich in seiner Welt,
weil das Filtern von Informationen schwer fällt.
Und schwups ist es auch geschehen,
wird in jedem Passanten ein Feind gesehen,
ein Feind, womöglich vom Virus infiziert,
und schon wird mit Abwehrhaltung aufmunitioniert.
Auch wenn wir zwei Meter Abstand halten,
brauchen wir nicht zur Entfremdung schalten.
Selbst mit Maske im Gesicht,
ein Lächeln zu senden, schadet nicht.
Ein liebes Wort kann gerade jetzt die Welt bewegen,
für manch einsame Menschen nun ein Segen.
Nehmen wir uns den Baum im Wald als Beispiel,
Einer erreicht wenig, alle zusammen viel.
Fehlt einem Baum etwas, wird es von den anderen Bäumen zugeführt,
weil die Bäume miteinander verbunden und jeder den anderen spürt.
Unterstützen wir uns mit Gesten, Blicken, Worten,
öffnen wir sie wieder - unsere inneren Pforten.
Lassen wir uns diese Krise zusammen durchstehen,
und gestärkt gemeinsam daraus gehen.
Ich glaube immer noch an eine bessere Welt,
in der uns nichts und niemand aufhält.
Eine Erde, wo es ein Miteinander gibt,
jeder seinen Nächsten liebt.
Eine Erde, wo Mensch, Tier und Natur im Einklang leben,
nicht jeder egoistisch kämpft um’s Überleben.
Eine Welt, auf der wir wissen, dass es nur gemeinsam geht,
jetzt ist die Zeit - es ist nicht zu spät.
Kommen wir zu einem ehrlichen WIR zurück,
und bauen wir die neue Welt auf - Stück für Stück.
Michaela Glanz, Wien